Neues Jahr, neues Glück
Long time no hear. Aber nu sind wir wieder on air!
Ein Rückblick auf die letzten 6 Monate:
Auch im November konnten wir das Leben in Frankreich noch genießen, denn die Ausflugsziele waren noch
lange nicht erschöpft. Natürlich wollt ihr wissen: sind die Ersatzteile rechtzeitig angekommen? Jaaaaaa! Hat
es etwas genützt? Neiiiiin!! Der neue Öldruck-Schalter konnte den Alarm leider nicht beseitigen! Trotzdem
piept es nicht mehr! Warum? Weil Jörg zufällig an ein Kabel gekommen ist, welchem wir vorher keine
Beachtung geschenkt hatten. Wir hätten uns die Warterei also sparen können, denn es war nur ein schnöder
Wackelkontakt! Aber schließlich hieß es mal wieder „Ende gut, alles gut“!
Anfang Dezember kehrten wir nach Hamburg zurück und stiegen gleich voll in den Weihnachtsbaum-Verkauf
bei Jörg´s Eltern mit ein. Ein paar Bäumchen verkaufen und nebenbei glühweinschlürfenderweise mit
Nachbarn, Bekannten, Freunden und Kunden Klönschnack halten – genau unser Ding!
Wie es sich gehört, verbrachten wir die Weihnachtstage dann in Familie und die Silvesternacht in netter
Runde bei Freunden. Natürlich war das jeweils wieder mit ausgiebiger Nahrungsaufnahme verbunden. Zum
Glück musste Jörg vorerst nicht tauchen, denn der Neopren-Anzug ist schließlich nicht bis in´s Unendliche
dehnbar…
Im Januar wurde es dann wieder spannend: mit dem Flieger ging es nach La Palma. Wir hatten schon
berichtet, dass wir dort im Haus unseres Freundes Lutz wohnen konnten. La Palma – was sollen wir sagen?
Es war großartig!! Eine Terasse mit wunderschönem Meerblick, tolles Wetter, beeindruckende Landschaften,
entspannte Menschen, Baden im Atlantik, Fisch satt, Bier in der Kneipe für 1 €, Karneval, und sogar Sturm
mit meterhohen Wellen. Auch die Woche, in der Lutz „zu Besuch“ kam und wir gemeinsam in seinem Haus
Urlaub machten, haben wir sehr genossen! Wir fühlten uns so wohl auf der Insel, dass wir mit dem
Gedanken spielten, das kleine Nachbarhaus, welches dort zum Verkauf steht, zu erwerben. Jörg war schon
kurz davor, dem Makler die Scheinchen auf den Tresen zu legen, aber Steffi konnte ihn gerade noch stoppen.
Schließlich heißt der vorrangige Plan ja nach wie vor erst einmal „SEGELN“!!
Als wir Anfang März ganz beflügelt wieder in Hamburg eintrafen, änderte sich die Stimmung schlagartig.
Warum?
1)
Es war kalt
2)
Unserer Katze, die inzwischen bei Jörg´s Eltern lebte, ging es ziemlich mies
3)
Steffi hatte sich auf La Palma am Strand das Knie verdreht und einen Meniskus- und Bänderanriss
zugezogen
4)
Ein geplanter Check-up bei Jörg ergab auffällige Blutwerte. Ursache unbekannt
5)
Es war kalt
Und so waren wir hauptsächlich mit Arztterminen beschäftigt. Tierarzt, MRT, CT, Unfallarzt, Hämatologe usw.
Wir versuchten, wegen der Blutwerte nicht in Panik zu geraten. Da Jörg in solchen Situationen ja bekanntlich
nicht gerade vor Optimismus sprüht, gelang dies allerdings nur ansatzweise. Letztendlich haben sich die
Problemfälle wie folgt entwickelt:
1)
Es wurde etwas wärmer
2)
Die Katze musste leider eingeschläfert werden. Eine sehr traurige Angelegenheit. Aber sie war nicht
mehr die Jüngste… irgendwann ist es halt so weit
3)
Eine Knie-Bandage und ein paar Termine Krankengymnastik bewirkten eine deutliche Besserung
4)
Nach einigem Hin und Her und viel Aufregung kam die erlösende Nachricht: die erhöhten Werte sind
harmlos und haben keinerlei Bedeutung! Uff…… da fielen uns ganze Gebirge vom Herzen. Wieder
einmal konnten wir sagen: „Alles wird gut!“
5)
Siehe Punkt 1)
Nachdem also nun alle Baustellen weitestgehend behoben waren, machten wir uns bereit für die Rückkehr
in die Bretagne, denn wir hörten BigFoot schon sehr laut nach uns rufen! Jörg´s Eltern übernahmen dieses
Mal den Fahrdienst und wir fuhren zu viert plus Hund mit dem kleinen Wohnmobil Richtung Frankreich.
Nach 3 Tagen Sightseeing fuhren Inga und Udo dann weiter und wir machten uns daran, BigFoot für die
neue Saison klar zu machen. Der Moosbewuchs wurde abgeschrubbt, Segel aufgezogen, elektronische
Geräte wieder angebaut, lackiert, geputzt und gewienert! Schön sah er wieder aus! Jetzt nur noch mal
routinemäßig alle Geräte checken und dann sind wir bereit für die Weiterfahrt! Oder?!
Äääähhhh….nein…das wäre ja zu einfach! Beim Check stellten wir fest, dass unser Radar nicht funktioniert!
Was soll das denn? Es lief doch letztes Jahr noch! Jörg überprüfte alles Mögliche, konnte den Fehler aber
nicht finden. Nachdem wir mehrere Experten vor Ort konsultiert hatten, lief es auf das Unvermeidliche
hinaus: wir brauchen ein neues Radar!! Gibt es gerade zum Schnäppchenpreis von 1.500,- EUR. Fantastisch –
wir sind noch nicht einmal aus dem Hafen raus gefahren, aber schon flattern uns die Tausender wieder aus
der Tasche. Wir sollen wohl bloß nicht auf die Idee kommen, dass es dieses Jahr einfacher laufen würde als
im letzten Jahr. Willkommen zurück im Segel-Alltag…
Ohne Radar weiter zu fahren, war für uns aber keine Option, da man hier zu dieser Jahreszeit häufig mit
dickem Seenebel rechnen muss. Also beißen wir in den sauren Apfel. Jörg´s Kommentar: „jetzt will ich die
nächsten 2 Wochen aber auch jeden Tag Nebel haben!“
Just nachdem das neue Radar erfolgreich eingebaut war, kam die nächste Überraschung: Steffi entdeckte
Wasser unten im Schiff! Ein Leck??!! Sofort stieg der Adrenalin-Spiegel wieder und vor dem inneren Auge
lief das mögliche Szenario ab: Boot aus dem Wasser, Roststelle raus schneiden und neu wieder zu
schweißen, das Ganze dann mit den diversen nötigen Farbschichten versehen, Boot wieder in´s Wasser. Das
hätte alles natürlich Geld und auch eine Menge Zeit gekostet. Zum Glück stellte sich aber heraus, dass die
Pfütze von einer undichten Stelle an der Spüle herrührte! Once again: „Ende gut, alles gut!“
Schließlich waren wir bereit, weiter zu segeln. Den Anfang müssen wir auch nicht allein machen: Unser
Freund Jörg Mehldau kommt für 3 Wochen zu Besuch und wir hoffen, gemeinsam weiter Richtung Süden zu
kommen.
Ein kleines Résumée der letzten 10 Monate:
Wie ihr alle wisst, ist der erste Teil unserer Reise nicht ganz so verlaufen, wie wir es uns gewünscht hätten.
Es gab mehr Stolpersteine, als uns lieb war. Trotzdem: die meisten Probleme waren am Ende nicht so
schlimm, wie anfangs befürchtet und irgendwie hatte jede Schwierigkeit auch ihre gute Seite.
Auch wenn wir nicht so weit gekommen sind, wie geplant, sind wir doch an einem wunderschönen
Fleckchen Erde gelandet und schließlich haben wir es auch geschafft, unsere Zeit dort zu genießen.
Das Leben an Bord ist genau unser Ding. Auf engstem Raum haben wir alles untergebracht, was wir zum
Leben brauchen. Reduktion und ein klein wenig Organisation ist das Motto.
Jedoch gibt es auch einen Alltag. Dinge wie Einkaufen, Wäsche waschen wollen erledigt werden. Ohne
Waschmaschine und meistens ohne Auto sind solche Sachen häufig zeitraubender als man denkt. Wir liegen
bisher weit unter unserem veranschlagten Monatsbudget von 2.000,- Euro. Die ganz großen Reparaturen
und Instandsetzungen am Schiff gab es bisher aber noch nicht.
2.000,- EUR hört sich viel an? Ist es nicht! Wir haben gern noch ein Netz unter uns, weshalb Versicherungen,
Rente, Krankenkasse (manche sind tatsächlich ohne unterwegs) weiter bezahlt werden wollen. Bisher waren
wir auch jeden Tag auf einen Liegeplatz im Hafen angewiesen. Kosten ca.950,- EUR/Monat!!!
Es wird also jeder Euro umgedreht. Essen gehen wir so gut wie nie und Lebensmittel werden never ever
weggeschmissen. Es wird gegessen was da ist und eingekauft, was günstig ist.
Es ist für uns eine große Befreiung, nicht mehr arbeiten zu müssen. Wir haben keine Termine, können
unsere Tage frei gestalten und schlafen gut, anstatt nachts über irgendwelche Probleme bei der Arbeit zu
nachzugrübeln. Insgesamt fühlen wir uns wesentlich entspannter als vor Beginn der Reise. Wir konnten viele
neue Eindrücke sammeln, neue Freunde gewinnen und unseren Horizont erweitern.
Wir haben uns besser kennengelernt und die Erfahrung Reiseziele nicht zu erreichen war, im Nachhinein,
sehr wichtig, weil wir lernten, dass trotzdem immer Gutes dabei heraus kommt. Es braucht halt nur
manchmal etwas länger, bis man es erkennt.
Jeder Step weiter eröffnet einem sooo viele neue Möglichkeiten! Warum dann nur den einen Weg im Auge
behalten, weil man diesen mal irgendwann bei Abfahrt geplant hat?
Es ist unsere Reise – sie ist einmalig – und nicht abhängig von Orten – Basta Pasta!!!
Entsprechend positiv schauen wir nun in die Zukunft.
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